Bernhard Clemens erklärt in FAZ.NET:
„Die im Auftrag der „LA Times“ durchgeführten Umfragen sahen Trump in den letzten Monaten durchgehend vorne - und wurden dafür oft kritisiert. In einer Analyse nach der Wahl verwies die Zeitung unter anderem darauf, dass die genutzte Online-Methode die Präferenz der Trump-Unterstützer besser erfassen könne. Neben der Präsidentenfrage wollten die Demoskopen im Auftrag der „LA Times“ nämlich auch wissen: Fühlen Sie sich wohl dabei, über ihre Präferenz zu sprechen? Trump-Wähler zögerten öfter, einem Telefon-Befrager ihre Absichten zu erklären. Ein Effekt, den die Soziologen als Schweigespirale bezeichnen: Wenn man die eigene Meinung in der Minderheit wähnt, bleibt man lieber still.”
Anmerkungen:
1.
Das magische - von Frau Prof. Noelle seit den siebziger Jahren verwendete - Schlagwort: „Schweigespirale” wird oft missverständlich als Begründung heran gezogen. So von Clemens in seinem voran stehend zitierten FAZ.NET-Artikel. Prof. Noelle erklärt in Ihrem Buch „Theorie der Schweigespirale als Instrument der Medienwirkungsforschung” (Erstausgabe 1980) die Entwicklung der öffentlichen Meinung. Die öffentliche Meinung war ihr Lebensthema. Ihre Antrittsvorlesung 1965 in Mainz trug den Titel: „Öffentliche Meinung und Soziale Kontrolle".
Nach dieser Theorie der Schweigespirale wurde die öffentliche Meinung zugunsten Clinton vergrößert (auch deshalb, weil es besser erschien, sich auf die Seite der vermeintlichen Siegerin zu stellen).
Die besseren Ergebnisse der „LA Times” gehen auf eine Befragungstechnik zurück, welche Forschungserkenntnisse der Soziologen Solomon E. Asch und Stanley Milgram verwertet, nämlich die Hypothese von der Isolationsfurcht des Individiums. Diese beiden Forscher konnten in Laborexperimenten feststellen, dass Menschen aus Furcht vor gesellschaftlicher Isolation dazu neigen, ihre Meinung zu verbergen oder sogar falsche Aussagen zu machen.
Frau Noelle hat auch diese Forschungsergebnisse für die „Schweigespirale” berücksichtigt, jedoch nur als erste von vier Hypothesen zur Entwicklung der öffentlichen Meinung. Die Schweigespirale hat sich, wie erwähnt, nicht zugunsten Trump ausgewirkt, sondern im Gegenteil zugunsten von Clinton.
2.
Für die zur deutschen Politik durchgeführten repräsentativen Umfragen bedeutet diese befragungstechnische Grundlage, dass die AfD bislang grundsätzlich günstiger bewertet wird, als die Umfragen ausweisen, es sei denn die Forschungen von Asch und Milgram werden bei der Formulierung des Fragebogens berücksichtigt oder doch wenigstens bei der Gewichtung der Umfrageergebnisse richtig einberechnet.
3.
Die privatrechtlich verfassten Markt- und Sozialforschungsintitute, wie beispielsweise das IfD Institut für Demoskopie in Allensbach oder die GFK, TNS Infratest, psyma und die anderen in den Verbänden ADM und BVM und anderen Vereinigungen versammelten Institute müssen gegenwärtig der Finanzverwaltung wieder einmal darlegen, dass sie wissenschaftlich tätig sind und ihre gemeinsame Initiative zugunsten der Markt- und Sozialforschung der Allgemeinheit dient und damit gemeinnützig ist. Der voranstehende Bericht belegt als ein Beispiel, wie tiefgreifend die Institute wissenschaftlich tätig sind und damit die Initiative zur Förderung dieser Tätigkeit die Wissenschaft fördert.
4.
Um sicher korrekt zu bleiben, wird der Verfasser dieser Zeilen erwähnen müssen, dass seine Hon.-Prof. an der Ludwig Maximilians-Universität München die hier relevante theotetische und angewandte Rechtssoziologie umfasst, und dass er Verbände rechtsanwaltlich vertritt.