„Heute kaufen nicht nur Zugereiste und importierte FC-Bayern-Profis als Erstes eine Tracht, sondern Italiener, Asiaten, Amerikaner kreuzen hier in Dirndl oder Lederhose auf. In dieser Wiedergeburt der traditionellen Kleidung manifestiere sich 'die Freude an der Ursprünglichkeit', meint Ex-Stadtrat Gauweiler. Jedenfalls hat keine PR-Firma der Wiesn einen Relaunch verpasst ... Es passierte einfach. ...
Zu Tausenden steigen ausgemachte Wiesn-Hasser nach der zweiten Maß auf die Bänke und grölen 'Sierra Madre suuu'.
Ansonsten völlig zurechnungsfähige Menschen singen zu Tausenden in den Zelten das 'Fliegerlied' mit: 'Und I fliag, fliag wie ein Flieger/Bin so stark, stark, stark wie ein Tiger/Und so groß, groß, groß wie'ne Giraffe/So hoch oh, oh, oh!'
Kontrollfreaks fahren auf der 'Wilden Maus'.
Auf der größten Fête der Welt verwischen sich die Grenzen sowohl zwischen den Völkern als auch zwischen den Milieus. Die Wiesn war stets eine Feierstätte, wo der Klassenunterschied als aufgehoben galt. Das ist heute nicht anders als zu Zeiten der Wittelsbacher. ..
Consigliere Seifert kennt eine feine Washingtoner Anwaltskanzlei, die Jahr für Jahr geschlossen einfliegt, um 16 Tage im überschäumenden München zu verbringen - den gesamten Jahresurlaub. ...”
Quelle: FOCUS 39/2015