"Im Protokoll über die Sitzung zur Frauenquote in Aufsichtsräten am Freitag ist festgehalten: 'Der Gesetzentwurf ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen bei Enthaltung der Oppositionsfraktionen angenommen.'
Warum gab es keine Gegenstimmen? Wo waren die Abgeordneten der Union, die in kleinen und größeren Kreisen und auch mir persönlich erklärt haben, dass die staatliche Zwangsquote Eigentumsrechte und die Freiheit der Unternehmer verletzt?
Sie waren gar nicht im Saal. Viele Abgeordnete von CDU und CSU, vor allem Mitglieder des Wirtschaftsflügels, schwänzten die Abstimmung aus unterschiedlichen Motiven. Die einen wollten sich dem Fraktionszwang entziehen und nicht durch sichtbares Aufstehen - das war die Abstimmungsmethode - einer Regelung zustimmen, die sie für falsch hielten.
Andere wollten nicht gegen die Zwangsquote stimmen und damit ihren Chefs Angela Merkel und Volker Kauder demonstrieren, dass sie von der Parteilinie abweichen.
... Eine namentliche Abstimmung, bei der jeder Farbe bekennen muss, hatte keine Fraktion beantragt.
Es war Freitag, und da herrscht die größtmögliche Koalition. Keiner will schuld daran sein, dass der Kollege nicht frühzeitig ins Wochenende fahren kann."
Quelle: Helmut Markwort, Tagebuch des Herausgebers, FOCUS von gestern, Samstag, Ausgabe 12/2015.