Mohren sitzt nun bekanntlich wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in Untersuchungshaft, und der MDR hat ihm bereits fristlos gekündigt.
Es begann vor elf Monaten. Mohren und seine Anwälte entrüsteten sich über Medien-Artikel, die über eine gegen Mohren erstattete anonyme Anzeige berichteten. Seine Anwälte versicherten vehement gegenüber der Staatsanwaltschaft und gegenüber den Medien:
„In der anonymen Anzeige wird behauptet... Diese Behauptung ist absolut falsch. Mein Mandant hat zu keinem Zeitpunkt Zahlungen oder sonstige Zuwendungen für Sendezeiten erhalten. Mehr ist hierzu nicht zu sagen.”
Was Mohren damals angeblich absolut sicher nicht erhalten hatte, hat ihm jetzt die Untersuchungshaft und die fristlose Entlassung gebracht.
Die Medien mussten schließlich melden:
„... Die Staatsanwaltschaft sah nun nach sechsmonatigen Ermittlungen keine Anhaltspunkte für eine Straftat. .. Rechtsanwalt Dr. ...: 'Der Verdacht gegen meinen Mandanten ist vollständig ausgeräumt. Die Behauptungen in der anonymen Anzeige waren frei erfunden. Sie dienten erkennbar nur der Schädigung des öffentlichen Ansehens meines Mandanten'.”
Geschädigt wurde jedoch in Wirklichkeit das Ansehen der Medien. Welcher Leser denkt nicht: „Unglaublich diese Verantwortungslosigkeit der Presse.”
Vor allem: Gegendarstellungen müssen selbst dann publiziert werden, wenn auch Gerichte am Wahrheitsgehalt zweifeln. So zum Beispiel in einem aktuellen Fall, in dem zwei eidesstattliche Versicherungen gegen - allein - die eidesstattliche Versicherung des Gegen-Darstellenden stehen.
Der Hinweis in einem „Redaktionsschwanz”, dass Gegendarstellungen ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt abgedruckt bzw. gesendet werden müssen, hilft den Medien nicht wirklich. Viele Leser fassen die Gegendarstellung dennoch als Beweis einer unrichtigen Berichterstattung auf.
Es kommt sogar vor, dass sich Informanten zurückziehen, weil diese Zeitung. diese Zeitschrift oder dieser Sender offensichtlich nicht seriös sei. Eine Reihe von Informanten scheint sich überhaupt zurückzuziehen.
Das alles heißt: Es müsste begonnen werden, das System und die Anforderungen, die an die Medien gestellt werden, zu überdenken.