Politikwissenschaftler Frank Decker in NZZ von heute, 29.9.2021, Die Begründung des Tages, Hervorhebungen von uns:


„Die SPD hat 1998 bei der Kanzlerkandidatur von Gerhard Schröder die Wählerlogik über die Parteilogik gestellt. Denn die Parteilogik hätte dafür gesprochen, den Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine zum Kanzlerkandidaten zu machen. Er wusste aber, dass Schröder ein besseres Ergebnis erzielen würde, deshalb hat Lafontaine auf die Kandidatur verzichtet. So hätte Laschet es eigentlich auch machen müssen. Seine Unterstützer, vor allem Volker Bouffier und Wolfgang Schäuble, haben aber die Parteilogik über die Wählerlogik gestellt. Sie wollten nicht, dass die kleinere Schwesterpartei CSU ihnen den Kanzlerkandidaten vorschreibt. Das ist ein schwerer Fehler gewesen.”

En passant - enttäuscht - angemerkt

Psychologisch liegt der Verdacht nahe, dass sich die Herren Schäuble und Bouvier sogar vor allem ganz persönlich zu ihrem eigenen Wohlergehen haben treiben lassen. Sie tun sich mit Laschet Tag und Nacht leichter als mit Söder. Die CDU-Parlamentsfraktion, aber auch Söder haben ihre Meister gefunden. Erfahrungsgemäß hält sich diese Wende drei Legislaturperioden lang. 

Ein Freund: „Sein Abgang in NRW und Beharren auf Kanzler/ Verhandlungsführer macht es Grünen und FDP schwer, mit dem Verlierer Laschet zu koalieren. Denen muss jeder andere Eventualkanzler lieber sein.”

Eine Freundin zu Schäuble und Bouvier: „Das ist Männergehabe”.