In Ascona, im Tessin? Das ist doch das richtige Klima!

 Erich Maria Remarque  war 1931 hier in Ascona für sich und seine Cézanne-Aquarelle. Er hat Recht:

„Ein schöpferisches Klima? Nein. Ascona regt die meisten nicht zum Schaffen an, sondern zum Nichtstun. Wie vielen bin ich schon begegnet, frisch angekommen mit dem Vorsatz, in Ascona <das Werk> zu schaffen, zu vollenden! Bald sah man sie gemächlich mit den andern im Sonnenschein vor dem Albergo sitzen und fleißig auf den Lago Maggiore blicken. Tag für Tag hockten sie da vor ihrem Glase, und es dauerte nicht lange, da hatten auch sie <jenen leeren, hellblauen Blick>, den Sie an manchem Bohèmien hier bemerkt haben werden.”

Anmerkung

Geschrieben am 19. Juli 2020 um 15 Uhr in Ascona. Zitat aus Franziska Schläpfer, Herausgeberin, Tessin fürs Handgepäck. Wie gesagt, Erich Maria Remarque hat Recht. Wer einige Zeit in Ascona zugebracht hat, zwei Wochen reichen, hat sich schon längst zuvor wie Erich Maria Remarque resigniert geäußert. Da ist nichts zu machen. Selbst im gut ausgestatteten home office ist kaum mehr zu schaffen als diese Zeilen. Kein schöpferisches Klima. Die Arbeiten, die Schriftsteller hier vollbracht haben, wird man auf ihre Ursprünge untersuchen müssen. Malerei wird schon besser gelingen. Wer mit dem einstigen Monte Verità argumentieren möchte, muss auch näher hinsehen.

Am besten liest er im genannten Büchlein das Kapitel „Rohkost auf dem Monte Verità”. Der ernst zu nehmende Autor Erich Mühsam berichtet: „So wurde ich zu den Rohköstlern gesteckt und mir eine 'Lufthütte' als Behausung zugewiesen. Von früh bis spät kaute ich nun Äpfel, Pflaumen, Bananen, Feigen, Wal-, Erd- und Kokosnüsse - es war schauderhaft, und ich fühlte meine Kräfte schwinden. Vierzehn Tage hielt ichs aus, dann ging ich zum Direktor und klagte ihm, dass ich dabei zugrunde gehen müsse. <Oh>, sagte der, <das ist nur die Krise, die muss jeder durchmachen> ...”. 

Aber, so der Autor: Die Lanschaft ist wunderbar, der Pool im Sommer prima warm und den von Erich Maria Remarque hervorgehobene Blick auf den Lago Maggiore kann man wirklich von allen Seiten genießen; der „leere hellblaue Blick" ist eine dichterische Erfindung, die man negieren kann.

Prof. Dr. Robert Schweizer

Prof. Dr. Robert Schweizer

Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht

TELEFON:

+49.89.9280850

E-MAIL:

r.schweizer@schweizer.eu

Zum Profil