1.

Der SPIEGEL selbst, seit gestern Nachmittag,19.12.2018:
Claas Relotius hat für den SPIEGEL viele große Reportagen geschrieben, aber leider enthalten wohl die meisten erfundene Passagen. Es tut uns leid, was passiert ist - und wir werden den Fall in aller Demut aufarbeiten. ...Von Steffen Klusmann und Dirk Kurbjuweit.
2.
Georg Altrogge in meedia, seit gestern
Als erste Jury hat inzwischen das Vergabe-Gremium des Ulrich Wickert Preises reagiert und dem unter Betrugsverdacht stehenden Spiegel-Redakteur den Peter Scholl-Latour Preis 2018 aberkannt...Fest steht: Der Spiegel hat ein Compliance-Thema, das sich gewaschen hat. Es geht auch um Verantwortlichkeiten im Haus und um die Frage, ob das als engmaschige Netz der redaktionellen Kontrollen Löcher hat, systematische Lücken.
3.
Im gleichen Sinn berichten und kommentieren alle weiteren Nachrichtenmedien, teilweise auch schon die ausländischen. So WELT ONLINE am 22.12.2018: "Die Arroganz gehört zur Grundausstattung des 'Spiegel', sagt WELT-Autor Thomas Schmid.
4.
Was kann im weiten Sinne eine Aufarbeitung mit neuen Erfahrungen und neuer Einstellung mit Civey zu tun haben? Der Spiegel publiziert „repräsentative” Civey-Umfragen und verteidigt diese in einem Anhang zu einer Umfragepublikation mit der Überschrift: „Wie funktioniert die Civey-Methodik?" Die neueste Ausgabe des Standardwerks zu den Methoden der Empirischen Sozialforschung, von Schnell, Hill, Esser, 11. Aufl. (2018) erklärt dagegen auf seiner Seite 345 zu Umfragen wie diesen: „Im Allgemeinen handelt es sich bei diesen vermeintlichen Befragungen um keine ernsthaften Erhebungen, sondern sie dienen bestenfalls der Unterhaltung." Demnach wäre gleich mit aufzuarbeiten, ob der SPIEGEL nicht doch laufend Artikel auf der Basis unzuverlässiger Umfragedaten veröffentlicht und kommentiert. Allerdings hat der Presserat vor kurzem publiziert, Civey-Umfragen dürften veröffentlicht werden. Die erwähnte Spiegel-Rechtfertigung lag dem aus zehn Personen bestehenden Beschwerdeausschuss 2, als er entschied, wahrscheinlich vor, zumal ein Spiegel-Mitarbeiter diesem Beschwerdeausschuss angehört. Vgl. den Eintrag an dieser Stelle vom 7.12.2018. Das Methodenproblem besteht darin, dass zur Zeit nach der Wissenschaft und den anerkannten Instituten online in der Regel noch nicht repräsentativ befragt und der Mangel auch noch nicht durch Gewichtung behoben werden kann.